Mittwoch, 10. Januar 2007

Konzept 1: Gesellschaftliche Matrix und Glück

2007-1-10 Open Your Eyes I


Gleich mit diesen zweiten Blogeintrag stehe ich vor einen Problem. Ich möchte versuchen, dass worüber ich schreibe auch für Leute die nicht aus der Community sind interessant zu machen.

Deshalb werde ich zunächst eine Reihe von Ideen & Gedanken, oder was es eher trifft, Konzepten schreiben, die sich mit den Blick auf die Welt, Menschen und Gesellschaft befassen, den ich momentan habe. Da ich mich weiterentwickele, wie es jeder tut, sind diese nicht zwingend im Stein gemeißelt.


Open your eyes: Konzept 1# Die gesellschaftliche Matrix 1: Das Streben nach Glück

Ich sage immer wieder gerne, dass ich das gefährlichste Individuum bin, welches es für unsere Gesellschaft geben kann. Ich bin ein glücklicher Mensch. Wieso ist das aber gefährlich für unsere Gesellschaft? Ganz einfach, unsere Gesellschaft ist nicht darauf auslegt, dass die Menschen in ihr glücklich sind. Es ist ein bedauerlicher Fakt, dass unser Gesellschaftssystem eher aufs Gegenteil ausgelegt ist: Auf unglückliche Menschen. Du glaubst mir nicht? Dann stell dir folgende Frage:

-Wieso sollte ein Mensch arbeiten, wenn er glücklich und mit seiner Situation zufrieden ist?

Die Antwort ist, dass es keine richtige Antwort gibt. Wenn er glücklich ist, würde er nicht arbeiten. Wenn du davon nicht überzeugt bist, dann lies dir die „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ von Heinrich Böll durch und denk darüber nach. Einer der wenigen Texte, die ich in der Schule lesen musste, von denen ich sagen würde, dass sie wirklich sinnvoll waren. Und schädlich…

http://www.pheid.claranet.de/anekdote.htm



Frag dich selbst: „Was will ich im Leben erreichen?“

Hier die Standardantworten:

- Ein Job den ich mag

- Karriere

- Ein Haus

- Ein schönes, teures Auto

- Eine Frau die ich liebe

- Kinder haben

Fällt dir dabei etwas auf? Gemeinsamkeiten oder Abhängigkeiten?

Nimm dir etwas Zeit. Okay, ich gebe dir einen Tipp, es hat etwas mit Abhängigkeiten zu tun.

Richtig.

- Ein Haus = du brauchst Geld dafür

- Ein schönes, teures Auto = du brauchst Geld dafür

- Eine Frau die ich liebe = du brauchst Geld um sie zu versorgen und sie zu ernähren

- Kinder haben = du brauchst Geld um sie zu versorgen und sie zu ernähren

- Ein Job den ich mag = du kriegst Geld dafür

- Karriere = du kriegst Geld dafür

Von deinen Job hängt es also ab, dass du Geld verdienst. Und wenn du eine schön fleißige Drohne bist, kriegst du auch eine Gehaltserhöhung. Und irgendwann…in 20-30 Jahren, kannst du dir ein Auto leisten, dass dir gefällt, ein Haus, dass dir zusagt, und kannst eine Frau und eure Kinder versorgen und dich um sie zu kümmern.

Nun…das macht Sinn. Aber warum solltest du dass alles tun?

Warum willst du all dass? Was verbindest du damit? Ich verrate es dir. Ein glückliches Leben.

Job, Karriere, Auto, Haus, Frau und Kinder, der neuste, noch schnellere Rechner, die coolste Digicam, das neustes Handy mit eingebauten Ventilator und Zippo-Feuerzeug. All das sind Statussymbole. Oder? Warum müssen wir all diese Dinge in unserer GEIZ-IST-GEIL-Mentalität einfach haben? Wofür brauchen wir eine DIGICAM, wenn unser Handy Fotos in gleicher Qualität machen kann? Wofür brauch man all diesen Schnick-Schnack, der Trend ist? Weil man im Trend ist, wenn man ihn hat. Hast du ein cooles Auto, bist du cool. Hast du eine geile 90-60-90 Frau bist du der geile Stecher. Wenn du ein großes Haus hast, dann „hast du es zu etwas gebracht“. Deine Freunde bewundern dich, deine Frau liebt dich, deine Kinder sind stolz auf Papa. Aber bewundern dich deine Freunde wirklich um deinetwegen? Oder um all die Statusobjekte die du im Laufe deines Lebens gesammelt hast? Deine Frau, die dich liebt und in einen schön großen Haus lebt, würde sie dich auch noch lieben, wenn du ihr kein großes Haus bieten könntest? Und deine Kinder, wärst du für sie auch noch immer der coole Vater, wenn du ihnen nicht jeden Schnick-Schnack, der sowieso nach ein paar Monaten als Staubfänger endet, kaufen könntest?

Ist die Antwort auf diese Fragen, Ja? Oder nein? Oder bist du ehrlich, und sagst du weißt es nicht? Sicher, du willst, dass die Antwort auf diese Fragen „Ja“ ist, aber bist du dir sicher, dass sie es auch wirklich ist?

Welchen Wert hast du für deine Frau, wenn du ihr kein Haus, kein Auto, kein Geld bieten kannst? KEINEN.

Das ist jedenfalls, dass was dir unsere Gesellschaft durch jede einzelne Pore deines Organismus hindurch suggerieren will.

Gehen wir noch mal etwas zurück…

Job, Karriere brauchst du um Geld zu haben.

Frau, Haus, Auto, Kinder brauchst du für ein glückliches Leben.

Frage: Würdest du noch arbeiten, wenn du eine superscharfe Frau hättest, die du liebst, eine scheißgroße Villa als Unterkunft, und eine satte Sammlung von Ferraris. Okay, hier übertreibe ich, aber würdest du dann noch arbeiten? Wahrscheinlich nicht. Aber sagen wir du hättest, alles was du brauchst um glücklich zu sein, würdest du dich dann noch im Beruf anstrengen?

Nein.

Und genau deshalb funktioniert unsere Gesellschaft. Versuch mal jemanden der glücklich ist, davon zu überzeugen, dass er mehr arbeiten muss, um mehr Geld zu verdienen und um glücklich zu sein. Wieso sollte er dass tun, wenn er aber bereits glücklich ist. Stell dir eine Gesellschaft von glücklichen Menschen vor, in der jeder glücklich wäre. Würde diese Gesellschaft funktionieren? Nein, natürlich nicht. Sie würde kaputt gehen. Sie hätte nicht ihre unglücklichen, arbeitsamen und strebsamen Drohnen die versuchen würden sich etwas Glück zu erarbeiten, und hätte somit kein Fundament von emsigen Trägern. Also muss es das Ziel unserer Gesellschaft sein, dass wir unglücklich sind. Ansonsten nutzen wir ihr nichts.

Also muss unsere Gesellschaft dafür sorgen, dass wir nie wirklich glücklich werden, nur wie?

Die Antwort ist ganz einfach. Sie sagt uns einfach was wir nicht haben. Und wenn wir dass nicht haben, können wir auch nicht glücklich sein. Werbung, die uns sagt was wir alles brauchen und was Trend ist, und wir demnach haben müssen um auch im Trend zu sein. Filme, in denen wir das perfekte Leben sehen, ja gar die ganze romantisch verklärte Hollywood und insbesondere Bollywood-Kultur, die uns glückliche Menschen zeigen, und uns damit zu verstehen geben, dass wir eigentlich gar nicht glücklich sind. Und natürlich unsere Freunde, die mit einen neuen Handy prahlen…und wir demnach ein auch ein noch neures Handy brauchen, um da mithalten zu können, damit wir glücklich sind und wert besitzen. An dieser Stelle würde sich dann der gesellschaftliche Kreislauf für uns selber schließen: Immer dann, wenn wir etwas kaufen, weil wir meinen es zu brauchen, handeln wir für die Gesellschaft, und…sind dann die kleine Drohne im Geflecht der Gesellschaft die ihren Teil zum Erhalt unseres Systems beiträgt. Der Grund warum wir als Individuum da mit machen ist klar: Weil wir meinen es macht uns glücklich und gibt uns Wert.

Aber…was ist wenn es da noch einen anderen Weg gibt? Einen Weg glücklich zu werden, bevor wir 20, 30, 40 oder 50 Jahre unseres Lebens gearbeitet haben? Denn sein wir mal ehrlich…die Gesellschaft ist eine Spirale aus der wir nicht mehr raus kommen würden. Wenn wir Karriere machen um Statussymbole zu kriegen (Frau, Haus, Kinder) um uns darüber zu definieren und glücklich zu werden, dann können wir, meiner Meinung nach, nie wirklich glücklich werden. Denn es wird immer ein neues Statussymbol brauchen das wir brauchen. Auch noch mit 60 Jahren. Meine Generation, ich bin 20, muss wird wohl sowieso bis 70 arbeiten müssen. Und noch etwas: Am Ende unseres Lebens verlieren wir sowieso alles. Wieso es denn überhaupt gehabt haben?

Wieso 70 Jahre arbeiten um doch nicht glücklich zu werden?

Denn all diese Statussymbole die ich aufgezählt habe, sie machen nur kurzfristig glücklich. Irgendwann gewöhnst du dich an alles. Sei es dein Haus, dein Auto, oder deine Frau. Und wenn du etwas solange hattest, dass du dich daran gewöhnt hast, macht es dich nicht mehr glücklich. Und du brauchst vielleicht etwas Neues…

Ganz am Anfang des Textes, ihr erinnert euch vielleicht noch, habe ich geschrieben, dass ich trotz allem glücklich bin. Du hast letztlich die Wahl, du kannst entweder dein Leben lang auf der Suche nach den Glück sein, und es hinter Job, Frau, Familie suchen, oder du kannst einfach im HIER und JETZT leben und wirklich glücklich sein. Und dabei ist dein Glück an kein Objekt gebunden, bei dessen Verlust du unglücklich werden würdest. Sondern nur an dir selber. Aber…das ist ein anderes Konzept, dass ich ein anderes Mal erläutern werde…

© 2007, Perfect-Dreams

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Der Mensch setzt sich viele Ziele. Bei der Diskussion über diese Ziele (Geld, Haus, Auto, Super Frau,...) kann ich Dir zum Teil zustimmen, aber vielleicht geht es gar nicht um das Ziel an sich. Es könnte doch sein, dass das Streben nach Glück einen Freund macht, also:
Der Weg ist das Ziel. Wenn man etwas erreicht hat, dann ist das Glück wieder weg und nimmt sich ein neues Ziel vor.

Anonym hat gesagt…

Ich finde deine Idee ziemlich interessant, aber deine Argumentation hinkt manchmal ein bischen:
Würde ich noch arbeiten?
Und ob. Ich arbeite weil es mir Spaß macht, weil es mich erfüllt. Was will ich mit Abitur wenn es mich nicht interessiert, die Dinge die ich dafür lernen darf?
Ich finde deine Art der Darstellung eines Themas irgendwie "belastend". Du sagst mir die ganze Zeit, wie unglücklich ich bin und was ich alles brauche. Das macht nicht gerade froh beim lesen.
Ich wünsche mir Artikel die die positive Seite als die meinige hervorstellen.

Die Idee mit der Gesellschaft, bleibt unangefochten. Find ich sehr gut gelungen!
Toller Blog, komme wieder,
Zacharias 'Herakles'

 

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